Vicky Zaubermaus Blindes Glück

Vicky war eine wahre Zaubermaus, so vertrauensvoll, neugierig und pragmatisch, sie hat ihr Leben mit so viel Sonne im Herzen gemeistert und bis zur letzten Woche noch immer etwas zum Spielen gefunden, sich über so vieles freuen können und mich mitgerissen. Aufgeben gab es für sie nicht, es ging immer weiter, notfalls eben auf neu zu findenden Wegen.
Erblindet ist sie durch schweren Katzenschnupfen im Alter von nicht mal fünf Wochen, in freier Natur, als eines von vielen Kitten einer Niemandskatze. Ich durfte sie die 14 Jahre ihres Lebens begleiten, danke dafür Zaubermaus ♥!

Vicky „Victoria vom Fürstensee“ zog gemeinsam mit ihrem Bruder Royan als Meggy und Max über die Vermittlung von Tiere in Spanien im Alter von fünf Monaten im Frühjahr 2005 zu uns. Damals war das Leben mit einer blinden Katze Neuland für mich und es gab auch kaum Beschreibungen so mitten aus dem Leben erzählt. Deshalb wollte ich Vickys Lebensgeschichte dokumentieren, um Anderen mit unseren Erfahrungen zu helfen und auch mögliche Hemmschwellen abzubauen, denn blinde Katzen suchen genauso wie alle anderen Katzen im Tierschutz ein FürImmerZuhause.
Kitten aus Streunerpopulationen und auch ältere Streunerkatzen sind mangels medizinischer Versorgung häufiger von Katzenschnupfen betroffen und dieser kann unbehandelt das Augenlicht oder gar die Augen zerstören. Wenn solche Katzen Glück haben, werden Menschen auf sie aufmerksam und so kommen sie dann in die Pflege von Katzenschützern, mit Glück rechtzeitig um ihr Leben zu retten. Weil solche Katzen auch mit viel Pflege und nach überstandener Krankheit draussen an keiner Futterstelle überleben können, wird versucht sie zu vermitteln. So wie damals Vicky und ihre Geschwister.

Vicky ist 2018 mit 14 Jahren verstorben, ihr Bruder Royan leider bereits 2012, die Lebensgeschichte der Zwei wird hier zukünftig mit vielen Fotos, aufgeteilt in die einzelnen Jahre, entstehen ♥.
Unter Katzenhaltung mit Herz und Seele – Blinde Katzen habe ich alles aus meiner Sicht Wichtige und Besondere im Zusammenleben mit blinden Katzen nach Themen sortiert aufgeschrieben, schaut gern auch dort rein.

Vicky hat alles „Unbekannte“ für sich selbst erschlossen, geprüft und dann angenommen, meist ging es einfach und fix, aber teils, z.B. im Garten wenn sie nicht nach hinten, sondern unbedingt vorn am Auto sitzen wollte, obwohl der Lärm hinten in den Nachbargärten vorüber war (je nach Tag) und grad zum Schluß als ihre übrigen Sinne durch Krankheit getrübt waren, bin ich teils verzweifelt an meiner Ohnmacht ihr etwas zu verdeutlichen, was sie selbst nicht sehen konnte, was sie von ihrem Wahrnehmungswinkel nicht annehmen wollte. Ich wollte ihr ja nur helfen, es war –aus meiner Sicht- nur gut für sie und dennoch…. doch letztendlich hat sie mich dabei etwas gelehrt:
alles was dir begegnet überprüfst du für dich selbst und nur weil ein anderer es für gut für dich befindet, muß es das nicht sein, gehe deinen eigenen Weg, immer!
Und darin war sie konsequent und eindeutig die weisere Frau von uns beiden.

Als ihre Selbstbestimmung nicht mehr gegeben war, sie durch Sinnesverlust orientierungslos wurde ohne Hoffnung auf Besserung, konnte ich ihr nur noch helfen zu gehen. Einige Male hatten wir das Blatt noch wenden können und das Ende kam dann unvermittelt und so plötzlich, dass ich Vicky in Windeseile aus ihrem Schlafnest holte, ohne grosse Erklärungen einpackte und zu unserem Tierarzt fuhr. Ich hoffte auf Rettung, wie zuvor mehrfach geschehen bei den vorherigen Virenschüben und rechnete doch mit dem Schlimmsten, so liefen mir schon die Tränen, als wir noch im Wartezimmer sassen, immer im Körperkontakt. Stark wollte ich sein für sie, ehrlich war ich, sagte ihr was ich hoffte und dass ich ein Ende des Weges auch für möglich hielt.
Es war das Ende unseres gemeinsamen Weges und so sehr wünschte ich mir im Nachhinein, wenigstens etwas Zeit für einen Abschied daheim für sie gelassen zu haben – doch hoffte ich ja etwas anderes und ob ich dann so viel Stärke hätte aufbringen können, ihr soviel Sicherheit wie möglich auf einem unbekannten Weg vermitteln?
Sehr sehr froh bin ich über unsere letzten Monate, mit viel bewußter Zeit miteinander und Zeit „draussen“, an ihren Lieblingsplätzen. Ich glaube und hoffe, ihr ermöglicht zu haben, was machbar war.