Unser Wildzaubergarten ist ein Lebensraum für so viele Pflanzen, Sträucher, einige Bäume, sehr viele Tiere und ebenso viele unsichtbare Wesen, die ich nur erahnen und fühlen kann.
Für mich eine Seelenheimat und ein Kraftort.
Vielleicht für andere eher ein wildwachsener Hausgarten in der Großstadt voller „Unordnung“.
Ja, genau das ist sein Zauber, seine Magie.
Ein Lebensraum
Für mich ist wichtig, daß meiner Katzen und mein Garten in der Großstadt nicht nur ein Stück „grün“/Ort für Blumen ist, sondern einen kleinen Lebensraum darstellt, etwas, worin sich die Wildtiere jeder Grösse wohlfühlen und was ihnen Rückzugsort und Nahrungsgrundlage bietet. Da unser Garten eher ein kleiner Stadtgarten ist, funktioniert das nur in kleinem Rahmen und ist dennoch wertvoll. Auf kleiner Fläche ist einfach nicht alles möglich, was ideal wäre und es wächst hier nicht alles, was ich mir wünsche und doch hat sich über die Jahre eine zueinander und genau hier passende Pflanzengemeinschaft entwickelt.
Die meisten Pflanzen sind einheimische Wildarten, ungefüllt und „unverzüchtet“, weil die schöne Optik der Zuchtsorten fast immer zu Lasten des Nutzens für die Insekten geht. Ein paar Ausnahmen, wie meine englischen Rosen, gibt es allerdings auch.
Manche Pflanzen mußten auch wieder entfernt werden, z.B. die Schlehe, die in der Hecke schön groß geworden war, aber nach 15 Jahren durch zig Ausläufer, die sich nur sehr schwer entfernen ließen, viel zu weitläufig ausbreitete. Oder der Hahnenfuß und vor allem der Nelkenwurz, der zwar hübsch blüht und sich gut hält, aber leider Saatkapseln hat, die den Katzen ständig im Fell hängenbleiben und zur übermäßigen Verbreitung der Pflanze zu Ungunsten anderer Pflanzen erheblich beigetragen hatten – ich arbeite immer noch am entfernen, es tauchen immer wieder Neue auf.
Die eine Hecke aus Wildsträuchern bietet Schutz und Nahrung für Vögel, benötigt entsprechend Raum, die andere ist aus praktischen und Platzspar-Gründen die Thuja geblieben, die dort schon bei Einzug stand.
An Stauden habe ich gewählt, was sich problemlos an den unterschiedlichen Standorten hält und Nahrung für zahlreiche Insektenarten bietet. Der Garten beherbergt mittlerweile Hummelvölker, Wildbienenarten, Igel und hat viele Vögel und Insekten zu Gast. Marder, Eichhörnchen und Füchse benutzen ihn ebenfalls und – ganz wichtig 🙂 meine Katzen sowie die Katzen der Nachbarschaft.
Sinkende Vogelbestände und auffallend weniger Insekten sind auch hier im Stadtgebiet erkennbar- doch Winterfutter für Vögel, eine Tränke im Sommer und ein paar Kübel Insektenfutterpflanzen sind nur ein kleiner Teil des Lebensnotwendigen. Das Hauptproblem sehe ich im Mangel an ausreichenden Lebensräumen. Vögel müssen sich das ganze Jahr über ernähren können, von der Natur in der sie leben und sie müssen Schutzgehölze haben, die für Beutegreifer unzugänglich sind, z.B. Wildrosenbüsche, Schlehe, Weißdorn, …. Es gibt auch nicht unendlich viele freie Reviere, d.h. nur freie Reviere (durch Tod der Altvögel z.B.) können neu besetzt werden. Es ist also nicht für alle Nachkommen ein „Lebensplatz“ vorhanden, Abwanderung löst das Problem nicht unbedingt und so können nie alle Jungvögel dauerhaft überleben – auch dann nicht, wenn sie keinem Beutegreifer zum Opfer fallen.
Insekten müssen über den gesamten Flugzeitraum im Jahr Nahrung finden können, was man bei der Pflanzenauswahl berücksichtigen muß, insbesondere an Früh- und Spätblühern und im Hochsommer. Die Raupen brauchen ebenfalls ihre arteigenen Futterpflanzen.
Verblühte Stauden dienen oft als Winterquartier für Entwicklungsstadien diverser Insekten, deshalb wird Abgestorbenes bei uns erst im Spätfrühling entfernt. Laub verbleibt im Garten, es ist Nahrung, Schutz und geht wieder in den Nährstoffkreislauf ein.
Kleine Naturinseln sind Gärten wie unserer noch in der Stadt, doch daraus kann mehr werden, Inseln können zusammenwachsen, neue Inseln hervorbringen und so freue ich mich über Jeden, der sich vom wilden Zauber anstecken lässt und Wildheit wagt ♥.
Insgesamt schaut unser Garten also natürlich und teils wild aus, kein Exemplar von „Mein schöner Garten“ oder als Freizeitnutzfläche dienend, aber die Nutzung und Anwesenheit der Wildtiere und Katzen berührt mich tiefer, als es irgendeine Blüte vermag, die nur auf optische Schönheit gezüchtet wurde. Es ist so wunderschön mit den vielen Lebewesen gemeinsam im Garten zu sein, ein Miteinander leben, jeden Tag.
So ist es das Leben darin, was für mich zählt und mein Herz weit werden lässt, demütig macht und mich mit Mutter Erde verbindet. Auf dem Gartenboden sitze ich bei passenden Temperaturen am liebsten, es erdet und die Perspektive erlaubt mir eine andere Wahrnehmung.
Ich bin sehr sehr dankbar für diesen WildZaubergarten♥.
Nachfolgend ein paar Fotoimpressionen, deren Hauptakteure mir viel bedeuten. Noch viel mehr Fotos gibt es unter meinem Profil auf Instagram: catzwhisper